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Wie viel Geld bekommt man bei einer Umschulung?
Stell dir vor: Du möchtest beruflich neu durchstarten, eine Umschulung beginnen – doch dann kommt die Frage, die viele nachts wachhält: Wie soll ich das bezahlen? Wie bestreite ich meinen Lebensunterhalt, während ich wieder die Schulbank drücke? Diese Sorge ist völlig berechtigt und normal. Die gute Nachricht: Es gibt umfangreiche finanzielle Unterstützung für deine Umschulung. Lass uns gemeinsam klären, welche Möglichkeiten du hast.
Warum ist die finanzielle Frage bei einer Umschulung so wichtig?
Eine Umschulung ist mehr als nur ein Karriereschritt – sie ist oft ein Neuanfang. Anders als junge Auszubildende, die häufig noch bei den Eltern wohnen, hast du vermutlich bereits eigene Verpflichtungen: Miete, Versicherungen, vielleicht eine Familie. Die Entscheidung für eine Umschulung bedeutet oft, zwei Jahre lang nicht regulär arbeiten zu können.
Genau deshalb hat der Gesetzgeber verschiedene Fördermöglichkeiten geschaffen. Du sollst nicht an deiner beruflichen Neuorientierung scheitern, nur weil das Geld fehlt. Das Ziel ist klar: Menschen dabei unterstützen, wieder dauerhaft im Arbeitsmarkt Fuß zu fassen.
Welche Kosten werden bei einer geförderten Umschulung übernommen?
Wenn die Agentur für Arbeit oder das Jobcenter deine Umschulung bewilligt, kannst du aufatmen. Die Förderung geht weit über die reinen Kursgebühren hinaus. Denk an die Förderung wie an ein Sicherheitsnetz, das dich während dieser Übergangszeit trägt.
Lehrgangskosten und Prüfungsgebühren
Der Bildungsgutschein übernimmt alle Kosten, die direkt mit deiner Ausbildung zusammenhängen. Das bedeutet konkret:
- Vollständige Kursgebühren für die gesamte Umschulungsdauer
- Prüfungsgebühren für Zwischen- und Abschlussprüfung
- Lernmittel wie Bücher, Fachzeitschriften oder digitale Lernmaterialien
- Notwendige Arbeitskleidung, sofern diese nicht vom Betrieb gestellt wird
Bei einer schulischen Umschulung, die oft zwischen 500 und 1.000 Euro monatlich kostet, summiert sich das über zwei Jahre schnell auf 12.000 bis 24.000 Euro. Diese Summe musst du nicht selbst aufbringen.
Fahrtkosten und Unterkunft
Die Wege zur Bildungseinrichtung können ins Geld gehen – auch hier springt die Förderung ein. Wenn du täglich zur Umschulungsstätte pendelst, werden dir die Fahrtkosten erstattet. Das gilt sowohl für öffentliche Verkehrsmittel als auch für Fahrten mit dem eigenen PKW.
Liegt dein Ausbildungsort weiter entfernt, können sogar Unterkunftskosten übernommen werden. Du hast dann Anspruch auf eine monatliche Familienheimfahrt oder die Fahrtkosten für Angehörige, die dich besuchen. Auch Verpflegungsmehraufwand wird in solchen Fällen berücksichtigt.
Kinderbetreuung während der Umschulung
Für Eltern ist die Kinderbetreuung oft die größte Hürde. Wer betreut die Kinder, während du in der Umschulung bist? Auch hier gibt es Unterstützung: Die Kosten für die Betreuung aufsichtsbedürftiger Kinder können übernommen werden. Das ermöglicht auch Müttern und Vätern, sich beruflich neu zu orientieren – notfalls sogar in Teilzeit.
Wie wird der Lebensunterhalt während der Umschulung gesichert?
Jetzt kommen wir zum Herzstück der Frage: Wovon lebst du, während du die Umschulung machst? Die Antwort hängt davon ab, in welcher Ausgangssituation du dich befindest.
Arbeitslosengeld I während der Umschulung
Hast du Anspruch auf Arbeitslosengeld I, erhältst du dieses auch während deiner Umschulung weiter. Das ist eine wichtige Regelung: Deine Umschulung wird nur zur Hälfte auf den Bezugszeitraum angerechnet. Wenn du also eine zweijährige Umschulung machst, wird nur ein Jahr von deinem ALG-I-Anspruch abgezogen. So bleibt dein Lebensunterhalt durchgängig gesichert.
Die Höhe richtet sich nach deinem vorherigen Gehalt und beträgt 60 Prozent des letzten Nettoeinkommens – oder 67 Prozent, wenn du Kinder hast.
Bürgergeld und Umschulung
Beziehst du Bürgergeld (ehemals Hartz IV), zahlt das Jobcenter diese Leistung auch während der Umschulung weiter. Deine Grundsicherung bleibt also erhalten. Seit 2023 gibt es hier eine besonders erfreuliche Neuerung: den Qualifizierungsvorrang. Das bedeutet, dass deine Weiterqualifikation Vorrang vor schneller Jobvermittlung hat.
Der monatliche Regelsatz beträgt für Alleinstehende aktuell 563 Euro, hinzu kommen Kosten für Unterkunft und Heizung.
Das Weiterbildungsgeld: 150 Euro extra im Monat
Seit Juli 2023 gibt es eine zusätzliche finanzielle Motivation: das Weiterbildungsgeld. Wenn du an einer berufsabschlussbezogenen Umschulung teilnimmst, erhältst du monatlich 150 Euro zusätzlich zu deinem Regelsatz. Dieser Betrag wird nicht auf andere Leistungen angerechnet – er ist ein echtes Plus.
Diese Förderung wird automatisch ausgezahlt, du musst keinen extra Antrag stellen. Du erhältst das Geld für die gesamte Dauer deiner Umschulung, vom ersten bis zum letzten Tag.
Weiterbildungsprämien als Belohnung für deinen Erfolg
Durchhalten wird belohnt: Nach dem Bestehen deiner Zwischenprüfung erhältst du eine Weiterbildungsprämie von 1.000 Euro. Wenn du deine Abschlussprüfung erfolgreich meisterst, gibt es weitere 1.500 Euro. Zusammen sind das 2.500 Euro, die deinen Erfolg würdigen und dich finanziell unterstützen.
Diese Prämien sind mehr als nur ein nettes Extra – sie sind eine Anerkennung deiner Leistung und deines Durchhaltevermögens.
Wie sieht es bei einer betrieblichen Umschulung aus?
Die betriebliche Umschulung unterscheidet sich finanziell grundlegend von der schulischen Variante. Hier bist du direkt in einem Unternehmen angestellt und erhältst eine Ausbildungsvergütung. Diese fällt meist niedriger aus als ein reguläres Gehalt, oft zwischen 600 und 1.000 Euro monatlich, je nach Branche und Region.
Das Besondere: Du kannst zusätzlich zur Vergütung weiterhin Arbeitslosengeld beziehen. Auch Fahrtkosten und weitere Aufwendungen werden von der Agentur für Arbeit übernommen. Reicht die Ausbildungsvergütung nicht für deinen Lebensunterhalt, kannst du sogar aufstockendes Bürgergeld beantragen.
Was ist mit Übergangsgeld bei gesundheitsbedingter Umschulung?
Wenn du aus gesundheitlichen Gründen deinen bisherigen Beruf nicht mehr ausüben kannst, ist nicht die Arbeitsagentur, sondern die Rentenversicherung dein Ansprechpartner. In diesem Fall erhältst du Übergangsgeld als Ersatz für dein bisheriges Einkommen.
Die Berechnung erfolgt prozentual auf Basis deines letzten Nettogehalts. Ohne Kinder erhältst du 68 Prozent, mit Kindern 75 Prozent deines vorherigen Einkommens. Hinzu kommt: Die Rentenversicherung übernimmt auch deine Beiträge zur Kranken-, Pflege- und Rentenversicherung. Du bist also rundum abgesichert.
Das Übergangsgeld wird auch bei Krankheit während der Umschulung für weitere sechs Wochen gezahlt – ähnlich wie eine Lohnfortzahlung durch den Arbeitgeber.
Darfst du während der Umschulung dazuverdienen?
Diese Frage beschäftigt viele Umschüler. Grundsätzlich ist eine Nebentätigkeit erlaubt, etwa ein Minijob. Allerdings solltest du realistisch einschätzen, ob du das zeitlich schaffst. Eine Umschulung ist zeitlich sehr intensiv – oft ganztägig – und die verkürzte Ausbildungszeit von nur zwei statt drei Jahren bedeutet ein hohes Lerntempo.
Wichtig zu wissen: Zusätzliches Einkommen wird auf deine Leistungen angerechnet. Bei Bürgergeld liegt die anrechnungsfreie Grenze bei 100 Euro im Monat. Alles darüber wird teilweise von deinen Bezügen abgezogen. Beim Übergangsgeld werden zusätzliche Einkünfte – etwa aus einer betrieblichen Umschulung – vollständig verrechnet.
Wie beantragst du die finanzielle Förderung?
Der Weg zur finanziellen Unterstützung beginnt immer mit einem persönlichen Gespräch. Vereinbare einen Termin bei deiner Agentur für Arbeit oder deinem Jobcenter. Bereite dich gut vor: Überleg dir, warum genau diese Umschulung für dich der richtige Weg ist.
Das überzeugende Beratungsgespräch
Dein Sachbearbeiter muss erkennen können, dass die Umschulung Sinn macht. Wichtig sind:
- Deine persönliche Eignung für den neuen Beruf
- Realistische Jobchancen nach Abschluss der Umschulung
- Nachfrage nach Fachkräften in diesem Bereich in deiner Region
Sei ehrlich und authentisch. Wenn du aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr in deinem Beruf arbeiten kannst, bring entsprechende ärztliche Unterlagen mit. Wenn wirtschaftliche Gründe vorliegen – etwa weil dein Beruf durch Digitalisierung wegfällt – leg das dar.
Der Bildungsgutschein als Türöffner
Ist dein Sachbearbeiter von deinem Plan überzeugt, erhältst du einen Bildungsgutschein. Dieser ist deine Eintrittskarte zur geförderten Umschulung. Wichtig: Der Gutschein ist zeitlich begrenzt und an bestimmte Bildungsträger gebunden. Achte darauf, dass deine Wunsch-Umschulung durch einen zertifizierten Träger angeboten wird.
Was tun, wenn das Geld trotzdem nicht reicht?
Auch mit allen Förderungen kann es eng werden, besonders wenn du hohe laufende Kosten hast. In solchen Fällen gibt es zusätzliche Hilfen:
- Wohngeld: Beantrage beim Sozialamt einen Zuschuss zu deinen Wohnkosten
- Aufstockendes Bürgergeld: Wenn deine Leistungen nicht ausreichen, kannst du zusätzlich Bürgergeld beantragen
- Ratenzahlung: Sprich mit Gläubigern über Stundungen während der Umschulungszeit
Scheue dich nicht, diese Möglichkeiten zu nutzen. Du investierst in deine Zukunft – und der Staat unterstützt diesen wichtigen Schritt.
Lohnt sich eine Umschulung finanziell?
Diese Frage stellen sich viele zu Recht. Kurzfristig bedeutet eine Umschulung finanzielle Einbußen gegenüber einem regulären Gehalt. Doch betrachten wir die langfristige Perspektive: Menschen ohne Berufsabschluss haben ein viermal höheres Risiko, arbeitslos zu werden, als Menschen mit abgeschlossener Ausbildung.
Mit einem anerkannten Berufsabschluss in einem zukunftsfähigen Feld sicherst du dir dauerhaft bessere Verdienstmöglichkeiten und Jobsicherheit. Die zwei Jahre Umschulung sind eine Investition, die sich über Jahrzehnte auszahlt.
Teilzeit-Umschulung: Eine Alternative bei besonderen Lebensumständen
Nicht jeder kann zwei Jahre lang ganztägig eine Umschulung besuchen. Für Eltern, pflegende Angehörige oder Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen gibt es die Möglichkeit einer Teilzeit-Umschulung. Diese dauert meist 24 bis 30 Monate statt 24 Monate in Vollzeit.
Die finanzielle Förderung bleibt bestehen – du erhältst weiterhin deine Sozialleistungen und alle beschriebenen Zuschüsse. Die Teilzeitoption macht eine Umschulung auch dann möglich, wenn deine Lebensumstände eine Vollzeitteilnahme nicht zulassen.
Zusammenfassung: Deine finanzielle Absicherung im Überblick
Lass uns die wichtigsten Punkte noch einmal zusammenfassen. Bei einer geförderten Umschulung erhältst du:
Kostenübernahme:
- Vollständige Lehrgangs- und Prüfungsgebühren
- Lernmittel und Arbeitsmaterialien
- Fahrtkosten oder Unterkunftskosten bei großer Entfernung
- Kinderbetreuungskosten
Lebensunterhalt:
- Fortsetzung von Arbeitslosengeld I oder Bürgergeld
- Bei betrieblicher Umschulung: Ausbildungsvergütung plus mögliche Aufstockung
- Bei gesundheitsbedingter Umschulung: Übergangsgeld (68-75 % des letzten Nettogehalts)
Zusätzliche Förderungen:
- Weiterbildungsgeld: 150 Euro monatlich für die gesamte Dauer
- Weiterbildungsprämie: 1.000 Euro nach Zwischenprüfung
- Abschlussprämie: 1.500 Euro nach bestandener Abschlussprüfung
Fazit
Die Entscheidung für eine Umschulung ist mutig – und sie ist machbar, auch finanziell. Die umfangreichen Fördermöglichkeiten zeigen: Die Gesellschaft hat ein Interesse daran, dass du dich weiterbilden und beruflich neu orientieren kannst.
Natürlich bedeutet eine Umschulung auch Verzicht. Du wirst in dieser Zeit nicht so viel Geld zur Verfügung haben wie in einem regulären Job. Aber du investierst in etwas Unbezahlbares: eine sichere berufliche Zukunft und neue Perspektiven.
Starte mit einem Beratungsgespräch bei deiner Arbeitsagentur oder deinem Jobcenter. Informiere dich über die konkreten Möglichkeiten in deiner Situation. Bereite dich gut vor, sei überzeugt von deinem Plan – und gib dir die Chance auf einen beruflichen Neuanfang.
Dein Weg mag herausfordernd sein, aber er ist nicht unmöglich. Mit der richtigen Förderung an deiner Seite kannst du diesen wichtigen Schritt gehen. Und am Ende wartet nicht nur ein neuer Beruf auf dich, sondern auch das gute Gefühl, etwas geschafft zu haben, das dein Leben nachhaltig verbessert.